Zurück in Deutschland!
Zurück in Deutschland!
Es ist soweit, am Samstag, den 10.09.2022 fahren Kyra und ich über den Grenzübergang Świnoujście – Ahlbeck. Ein emotionaler Moment, sind wir doch seit nunmehr fast drei Monaten mit dem Rad unterwegs. Vorfreude auf die Heimat, Verwandte und Freunde, vermischt sich mit Wehmut. Doch noch ist genug Zeit und deswegen entschließen wir uns spontan einen Abstecher in die Hauptstadt zu meiner Schwester zu machen.
Eine derartige Routenänderung hätte vor rund 20 Jahren noch mindestens eine gute Übersichtskarte oder gute Ortskenntnis sowie etwas Zeit benötigt. Heutzutage ist eine einfache Route zum Ziel mit wenigen Klicks und in Minuten auf dem Smartphone erledigt. Praktisch! Trotzdem prüfen wir bei spontanen Routenänderungen vor jeder Fahrt die Route und passen diese ggf. an. Für die große Tour haben wir die einzelnen Etappen an mehreren Abenden mit Büchern zu den Sehenswürdigkeiten der Länder, einer Karte der EuroVelos und Übersichtskarten geplant und diese anschließend in die Navigationssoftware übertragen.
Am Ende entscheidet jedoch immer die Lage auf den Wegen selbst und irgendwann kommt eine Baustelle, die in keiner Karte und keinem Navigationssystem verzeichnet ist. Hoffentlich nicht auf dem Weg nach Berlin! Schnell werden noch Campingplätze herausgesucht und der erste kontaktiert. Dann rollen wir unsere ersten Kilometer durch Deutschland. Nach den prunkvollen Villen der malerischen Ostsee knicken wir in Richtung Süden ab und erreichen unseren angepeilten Campingplatz nach Regen und Sand in der Dunkelheit.
Es ist immer noch komisch wieder Nacht zu haben. Damit wir trotz des kleinen Umwegs im Zeitplan bleiben müssen wir ein paar Tageskilometer mehr fahren, um genau zu sein 145 km, damit wir meine Schwester samt Familie noch vor ihrem Urlaub erreichen. So rauschen wir der Hauptstadt entgegen. Das Wetter verschont uns größtenteils und somit erreichen wir nach der schnellen Havel Berlin. Nach dem Brandenburger Tor gibt es noch stilecht Currywurst Ost und West bereitet vom Schwager. Lecker! Schon am nächsten Tag geht es weiter nach Lindow, da wir einen weiteren kleinen Schlenker zur Müritz machen. Tags darauf ist auch schon Waren erreicht. Von dort beginnt nun jedoch zielsicher der Weg gen Heimat.
Die Tage der Radreise sind so langsam gezählt und obwohl die Knie leicht schmerzen könnte und will man irgendwie weiterfahren. Frankreich, Spanien, Portugal, Italien… Nein, erstmal ist in ein paar Tagen Pause angesagt. Über Raven Steinfeld und die Gedenkstätte zur Befreiung der Gefangenen des Todesmarsches des Konzentrationslagers Sachsenhausen geht es nach Siebeneichen. Hier verbringen wir unsere vorerst letzte Nacht im Zelt und machen noch leckere Pfannkuchen. Da die Fähre nur am Wochenende fährt müssen wir am Folgetag einen kleinen Umweg fahren, um über Hamburg schlussendlich nach Mittelnkirchen im alten Land zu gelangen. Hier genießen wir nach einem verregneten Tag mit Gegenwind ein Schlaffass und dazu eine Pizza. Die finnische Tomatensauce für die geplante Pasta bleibt somit bis Emden im Gepäck.
Am Morgen des 99. Tages unserer Tour begrüßt uns noch Sonnenschein und leichter Wind. Am Abend stehen wir, nach der stürmischen Überfahrt über die Weser, durchgefroren und nass bis auf die Haut bei Kyras Großtante in Nordenham. Jetzt heißt es alles trocknen, gut essen, noch einmal schlafen und Kraft tanken. Denn morgen soll es laut Wetterbericht weiterhin regnen bei Wind aus Nordwest. Wir freuen uns darauf und besonders auf Emden!
Wer mehr von unserer Radreise lesen möchte: www.drahteselzeit.de